guido_kuehn
Asozial ist keine Worterfindung der Nationalsozialisten, sondern ein seit Mitte des 19. Jahrhunderts etablierter Begriff. Die ältesten Funde in der Literatur datieren auf deutlich vor 1850, Schiller hat es in seinen Werken verwendet. Im Rahmen der aufkommenden Psychologie verfestigte sich der Begriff am Anfang des 19. Jahrhunderts und schaffte in den 1920ern im Zuge der naturgemäß erregten postwillhelminischen Findungsphase den Sprung in den populären Wortschatz der Politik und der roten bis braunen Stammtische, wo ihn die Nationalsozialisten übernahmen, wollten ihn aber eigentlich zur Abgrenzung, da auch Kommunisten und Sozialisten den Begriff inflationär verwendeten durch die Neuschöpfung Gemeinschaftfremd ersetzen, wozu es aber durch den Zusammenbruch nicht mehr kam. Die häufigste Verwendung fand der Begriff übrigens nicht im 3. Reich sondern in den 1950ern und in den frühen 2000ern. Ja, man muss sensibel mit Worten sein, man darf sich aber ihrer auch nicht berauben lassen.